Bernhard Reiter schrieb:
Am Sonntag, 3. April 2011 05:51:49 schrieb Volker Grabsch:
Was auch immer den Erfolg des AppStores ausmacht, es hat ganz sicher nichts mit Anbieterfreundlichkeit zu tun.
Das sehe ich anders - leider. Die Bedürfnisse von Nutzern werden durch AppStores anscheinend besser befriedigt.
Ich sprach von Anbieterfreundlichkeit, nicht von Nutzerfreundlichkeit. Und erstere ist auf jeden Fall _nicht_ gegeben. Das ist es nicht, was die Anbieter in den AppStore treibt.
Aber gut, wechseln wir das Themen und reden von Nutzerfreundlichkeit im AppStore.
Abgesehen vom "fehlenden" Bezahlsystem müssen sich die gängigen Distributionen mit ihren Paketmanagern in keiner Weise hinter dem AppStore verstecken!
Gute, abgesicherte Software zu finden und reibungslos installiert zu bekommen ist ein Ziel der Nutzer. Die meisten Paketmanager bekommen einen Teil davon ganz gut hin, einen anderen Teil jedoch nicht.
Inwiefern macht der AppStore hier einen besseren Job als beispielsweise Debian? Eine der Haupt-Kritiken am AppStore ist doch, dass dort ein Haufen Schrott herumliegt, der sein Geld nicht wert ist, was der Kunde aber erst im Nachhinein merken kann. Oder täusche ich mich in diesem Punkt?
Debian, zum Beispiel, verweigert die Aufnahme neuer Pakete, wenn sie keinen Mehrwert bieten. Das heißt, wenn es bestehende Pakete gibt, die die gleiche Funktionalität 100 mal besser implementiert haben, dann wird ein Paket nicht aufgenommen. Ich wüsste nicht, dass der AppStore derartige Qualitäts- Maßstäbe anlegt. (Stattdessen legt man dort andere, sehr merkwürdige Maßstäbe an.)
Und was reibungslose Installationen und Upgrades angeht, das ist doch eine der ganz großen Stärken von Debian ... sicher nicht 100%ig perfekt, aber dennoch bislang erste Wahl. Oder täusche ich mich auch in diesem Punkt?
a) Das Finden der Pakete geht in einem Bewertungssystem besser
Ein Bewertungssystem habe ich in Debian bisher nicht vermisst. Wenn es für eine bestimmte Aufgabe 5 Pakete gibt, dann probiere ich einfach alle 5 aus. Kostet ja nichts(!), und geht schnell. Das hat gegenüber einem Bewertungssystem sogar den Vorteil, dass ich das für _mich_ beste Paket finde, und nicht bloß das für den Mainstream beste Paket. Außerdem haben Debian-Pakete wiegesagt eine Mindestqualität, ich werde also auch nicht mit einem Haufen Schrott konfrontiert, durch den mich ein Bewertungs- system hindurch lotsen müsste.
b) Die Erklärungen, was ein Paket macht
Die Debian-Paketbeschreibungen sind doch ebenfalls in Ordnung. Ist der Anteil der auf Deutsch übersetzten Paketbeschreibungen im AppStore höher? Oder was meinst Du mit diesem Punkt?
c) Die Finanzierung diese Schritte.
Das war ja bereits Konsens, das haben weder ich noch die Vorredner in Frage gestellt. Allerdings kann dieser Vorteil dem Nutzer an anderer Stelle wieder Nachteile in der Benutzbarkeit bescheren, siehe Punkt a). Dieser Vorteil kommt also zu einem Preis.
Da ist die bereits genannte Alternative "Flattr" tatsächlich einen Schritt voraus, denn dort zahlt man freiwillig. So kann man viel mehr ausprobieren, bevor man zahlt. Das bringt den Anbietern natürlich weniger Einnahmen, aber anbieterfreundlich ist ja auch der AppStore nicht, wiegesagt. Und freiwillige Zahlung im Nachhinein, das ist auf jeden Fall _nutzer_-freundlicher.
Allerdings hat bisher noch niemand Flattr ordentlich in Synaptic integriert. _Das_ wär doch mal ein AppStore-Killer. :-)
(.. was ich wiegesagt nicht glaube, denn selbst wenn es ein AppStore-Duplikat in Debian gäbe, wäre das lange nicht so erfolgreich, weil in meinen Augen vorallem die Einschränkungen der Platform (z.B. iPhone) einen sehr großen Anteil am kommerziellen Erfolg des AppStores haben. Und diese Exklusivität, plus weite Verbeitung es iPhone, treibt die Anbieter in den AppStore. Trotz aller Widrigkeiten.)
Gruß Volker