Hallo Kristian,
nachvollziehbare Darstellung, aber: Habe ich das KISS-Prinzip nicht verstanden (für jeden Service genau ein Dienst, der nicht mit anderen so verzahnt ist, dass Lock-In-Effekte entstehen) oder hat dieses Prinzip kein IT-strategisches Gewicht mehr?
Beispiel: Ich habe mal in einer recht großen Firma erlebt, dass Atlassian JIRA (Ticketing) und Confluence (Wiki) als Paket genutzt wurde, weil beides "so schön miteinander interagiert". Leider war Confluence so dermaßen schlecht zu benutzen, dass das Ticket-System mehr und mehr zum Dokumentationstool zweckentfremdet wurde, weil bei der Confluence-Instanz der Seiten-Editor ein Krampf war (angefangend damit, dass der Plaintext-Editor einfach abgeschafft wurde), die Suche nicht zu gebrauchen war und das System bei größeren Seiten völlig instabil wurde. Ein Wechsel von Confluence zu MediaWiki kam nicht in Frage, da ja für das Gesamtpaket bezahlt wird. Ergebnis: Es wurde nichts mehr ordentlich dokumentiert. Soll heißen: "Eierlegende Wollmilchsäue" sind nur so lange attraktiv wie die Eier auch gelegt werden, die Milch nicht sauer schmeckt und die Wolle einigermaßen Qualität hat.
Gruß Roland
On 3/6/20 8:33 AM, Kristian Rink wrote:
Hallo *;
viel Erfolg in dem Thema. Eigene kurze Reflektion: Bei uns wird Teams und O365 seit Anfang des Jahres eingeführt. Ich bin aus verschiedenen Gründen kein großer Freund dieser Lösung.
Aber: Vergleiche mit Werkzeugen wie Matrix, ... hinken. Verglichen mit Teams ist Matrix ist nicht nur nicht diesselbe Liga, sondern nichtmal derselbe Sport. Wenn Do O365 hast, dann hast Du mit Teams eine Lösung, die diesen ganzen Kram (Office, Kalender, Dokumente, Aufgabenplanung mit Scrum- oder Kanban-Board, Wiki, Ticket-System, ...) in einen Rahmen zusammenführen kann, in dem Du relativ "bruchlos" mit all den Daten arbeiten kannst. Davon ist Matrix meilenweit entfernt, auch wenn ich die Lösung schätze.
Es sind letztlich zwei Probleme, die wir seit langem kennen und für die wir, wie mir scheint, keine Lösung haben:
- Mir fällt keine FLOSS-/selfhosting-fähige Lösung ein, die dem
*funktional* auch nur *annähernd* nahekommt. Und da sprechen wir nur über eben die Funktionen, die Integration, Bedienbarkeit der Anwendung, Verzahnung mit dem Desktop-Office auf Windows, Verfügbarkeit auf mobilen Geräten, ... . Dort reden wir noch nicht über Betrieb oder Administration der Infrastruktur. Den Matrix-Server schaue ich mir privat immer mal wieder zum Spaß an, und nach wie vor ist das Software, die ich zwar cool finde, bei der ich im gegenwärtigen Stand (Qualität, Dokumentation, Verlauf von Updates, ...) nie und nimmer gezwungen sein möchte, damit für eine größere Struktur 24x7-Verfügbarkeit zuzusichern.
- Bei IT passiert jetzt seit Jahren das, was in anderen Segmenten
(Fuhrparks, Gebäudebetrieb, ...) seit sehr viel längerer Zeit gang und gäbe ist: Behörden, Unternehmen, ... merken auch aufgrund wachsender Anforderungen und Komplexitäten und gestiegener Anforderungen an Compliance (siehe auch Themen wie DSGVO, teilweise ISMS, ...), dass IT- Betrieb in professioneller Form keine Kompetenz ist, die sie haben oder aufbauen können. Also diskutieren wir nicht mehr darüber, ob auf dem eigenen Blech Microsoft oder FLOSS läuft, sondern wir diskutieren darüber, wie wir das eigene Blech wegbekommen und "ein Stück Groupware" als fertige Infrastruktur zu definierten SLAs von einem Dienstleister einkaufen.
Die Frage wäre also: Welche Alternative könnten wir einer "Kundeneinheit" (ganz gleich ob Unternehmen oder Behörde) empfehlen, die als Anforderungen hat, (a) funktional einigermaßen nah an dem zu sein, was O365 in seiner Gänze kann, und (b) diese Lösung verfügbar als Dienst aus einer vertrauenswürdigen Quelle einkaufen zu können? Dort wird leider die Luft schnell dünn, und ich sehe das eigentlich auch nur über kluge Politik und Technologieförderung lösbar. Es gibt Bruchstücke, aus der man Lösungen wie O365 oder Teams zusammenbauen könnte, aber das müsste jemand tun. publiccode oder vergleichbare Initiativen könnten dort helfen. Aber dort sind wir im Moment leider noch nicht. :(
Viele Grüße, Kristian
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