* Bernhard Reiter:
Am Mittwoch, 1. April 2009 19:16:12 schrieb Florian Weimer:
Ich sehe gerade jetzt aber für Freie Software Bewegung die große Chance, Wenn in Firefox 3.5 Ogg Theora fest eigebaut wird. Das gibt einem die Gelegenheit hervorzuheben, dass ja eh "fast jeder" Theora Unterstützung hat, während Flash oft erst umständlich nachinstalliert werden muss.
Und Ihr wollt mir erzählen, daß Freie Software a) keine dominante Marktstellung hätte
Ja, hat sie nicht, der Webbrowser Markt ist nicht 95% zu 5% aufgeteilt.
Dann würde der Vorschlag nicht funktionieren, aber ich denke nicht, daß er daran scheitert. Die Software-Branche ist insofern eigen, als daß dort 30% Marktanteil nicht als dominant angesehen werden (und daß bei einer Aufteilung 10% - 30% - 50% schon von Wettbewerb ausgegangen wird). Bei Webbrowsern mag das ja noch angehen, weil deren Datenformate im Augenblick den Nutzer nicht stark binden. Aber das ist doch eher die Ausnahme. Wir haben uns sehr stark an fehlenden Wettbewerb gewöhnt.
Im übrigen scheitert die <video>-Idee am ehesten daran, daß der Inhalt damit explizit lokalisiert wird und somit sehr leicht (und wohl auch ohne Rechtsverstoß) vom Nutzer gespeichert werden kann. Das wird niemandem schmecken, der in einer Welt lebt, die künstlich zwischen Streaming und Download differenziert. Das Problem der rechtswidrigen Weitergabe läßt sich vielleicht durch Wasserzeichen entschärfen, aber ich fürchte, daß viel Mainstream-Content in der Kontrolle von Hardlinern liegt, die selbst den Stream-Download für echt private Nutzung als erhebliches Geschäftsrisiko ansehen.
Aber das ist unerheblich für das laufende Wettbewerbsverfahren. Mein Ziel ist sogar eine dominante Stellung Freier Software, da sie Wettbewerb niemals so behindern würde, wie eine proprietäre Software mit dranhängenden Unternehmen es kann.
Der Wettbewerb sieht sehr anders aus. Es ist absolut neu, daß sich jeder Veredler (nach seinen Kapazitäten) von vielen Geschäftsentscheidungen seiner Zulieferer entkoppeln kann. Damit sind die klassischen Modelle (nach denen z.B. ein Merger zwischen OpenJDK und Classpath zu untersagen wäre) hinfällig. Ich zweifle aber, ob das Wettbewerbshüter so sehen. In einigen Marktsegmenten mit erheblicher Dominanz einzelner Hersteller ohne Veredlungskette (Ada-Compiler z.B.) wäre das wohl nicht mal zu beanstanden.