Hallo,
der Freie-Software-Abend in Düsseldorf im August war wieder ein themenorientierter Gesprächsabend.
Das Thema lautete: "Freie Software zur (arbeitgeberischen) Bevormundung?"
Freie Software darf ihrer Definition nach bekanntlich zu jedem Zweck eingesetzt werden. Auf der FrOSCon erhielt der Chronist ein Prospekt, welches für opsi ("open pc sever integration") ein "open source client management system" warb. Erster Punkt der Beschreibung der Vorzüge dieses System war: "Automatische Softwareverteilung ohne Eingriffsoption des Users". Als er Bedenken äußerte, erklärten ihm die Ingenieurinnen seiner Familie. das sei richtig so; ich wolle nicht, dass der Nutzer in die Softwareverteilung eingreifen könne. Dass dies der Sicherheit und Integrität der arbeitgeberischen IT-Systeme dienen soll und wohl auch dient, war mir einsichtig. Dennoch blieb ein Unbehagen.
Wir setzen uns für einen gleichrangigen und selbstbestimmten Zugang aller Menschen zur digitalen Gesellschaft ein. Soll dieses emanzipatorische Anliegen Freier Software für in sozialer Abhängigkeit Arbeitende nicht gelten? Oder nur in deren Privatleben? Sind IT-Sicherheit und die eigenverantwortliche Gestaltung des eigenen EDV-Arbeitsplatzes unüberbrückbare Gegensätze? Wir setzen uns für "Freie Software für Betrieb und Verwaltung" ein. Bedeutet dies auch den Einsatz für die Selbst- und Mitbestimmung der Arbeitenden? Müssen wir insoweit bestimmte Zugeständnisse an die Arbeitgeber machen?
Freiheit und/oder Sicherheit ist auch bei Freier Software ein großes Thema. Es ging an diesem Abend um Freiheit in Verhältnissen sozialer Abhängigkeit und betrieblicher Eingliederung.
Nach der Vorstellungsrunde und einer kurzen Einführung ins Thema wurde zunächst anekdotisch berichtet, dass selbst IT-Unternehmen und deren fachkundige Mitarbeiter beispielsweise bei der "Cloud"-Nutzung zu Zwecken der Kollaboration wenig Skrupel haben. Es ergab sich, dass den Belangen der IT-Sicherheit zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.Erst recht wird oft nicht die Bedeutung Freier Software und mündiger Mitarbeiter für die IT-Sicherheit zutreffend gewürdigt. Die Teilnehmer konnten aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Hierdurch kam des "eigentliche" Thema wohl etwas zu kurz, was von Teilnehmern dann bedauert wurde.
Wichtig war jedoch das Thema Freie Software und Arbeitswelt auch aus der Arbeitnehmerperspektive in den Blick zu nehmen. Die Erarbeitung von Lösungen wird allerdings die Zusammenarbeit mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern erfordern, zu der es jedoch bislang nicht (noch) nicht gekommen ist. Aber das genannte Beispiel kann vielleicht ein "hook" sein, um mit diesen Menschen ins Gespräch zu kommen.
Nach dem Treffen sind wir wieder in eine Gaststätte gegangen. Auch die dortigen Gespräche mehr fachlicher Natur waren sehr interessant.
_Weitere Termine_
Ob im September der reguläre Freie Software Abend in Düsseldorf stattfinden wird ist noch ungewiss, da nach bisherigem Stand der Dinge der Koordinator an diesem Abend nicht in Düsseldorf sein kann.
Mit freundlichem Gruß Michael