Hallo.
Am 16.12.2015 um 12:27 schrieb T. Schilde - Firetech Consulting:
habe bisher mit "dickem Hals" mitgelesen und finde das unglaublich! Für mich stellt sich schon die Frage, kann die Schule die Eltern UND den Schüler überhaupt zwingen (rein juristisch gesehen) die Lizenzvereinbarung mit Microsoft zu unterzeichnen (mit der man ja bekanntlich alle Rechte an seinen Daten an Microsoft abgibt)??? Ich halte das für mehr als fragwürdig und würde mich (als vater) sehr wohl weigern dies zu tun!!
Mir geht es im Prinzip genau so, aber ich kenne die "Abgründe" auf der anderen Seite auch etwas. Daher fällt es mir vielleicht etwas leichter, den Standpunkt der Schule zu verstehen.
Wir müssen lernen, dass hier etwas auf "unser Fachgebiet" überschwappt, was es vorher recht ähnlich auch schon gegeben hat. Du kannst als Schüler auch nicht sagen, ich möchte grundsätzlich keine Bücher von Schulbuchverlag XY nutzen. Wenn der Lehrer sagt, dass dieses Buch genutzt wird, dann wird das genutzt. Das ist seit Jahrzehnten so und ich fand es von Beginn an ziemlich unsinnig, dass für öffentlich erstellte Bildungspläne mit öffentlichem Geld privat erstellte Schulbücher gekauft werden. Mit welcher Begründung gibt es in Deutschland Schulbuchverlage, die de facto wirklich nichts anderes machen als Bücher zu erstellen, die nachher mit öffentlichem Geld gekauft werden. Das ist eine Form der Privatisierung, die einfach keinen Sinn ergibt. Aber das ist so weil es schon immer so war.
Diese Vorgehensweise wird jetzt 1:1 auf die EDV-Landschaft der Schulen übertragen. Alle brauchen das gleiche, also legt ein Gremium aus Lehrern fest, welche Geräte und welche Software benutzt wird. Aus Sicht der Lehrenden ist das genau das selbe wie bei den Büchern.
Eigentlich sollte das von Grund auf umgekrempelt werden. Schulbücher könnten auch mit öffentlichen Geldern an Universitäten und über bezahlte Zusatzstunden von Lehrern erstellt und als Open Educational Ressources veröffentlicht werden, das wäre logisch, konsequent und würde gleich zu freien Lehrmitteln führen. (Dass Professoren ihre Forschungsergebnisse momentan privatwirtschaftlich zu Geld machen dürfen ist daran angegliedert genauso kritikwürdig.)
Aber gegen die Verlagslobby anzutreten ist vielleicht nicht ganz so erfolgversprechend. :) Also muss es darum gehen, aufzuzeigen warum das bei Laptops und Software eben doch nicht genau das gleiche ist. Beispiel: Die wenigsten nutzen ihre Schulbücher außerhalb des Unterrichts. Und auch wenn die Schulbücher zentral beschafft werden, so gibt es im Laufe des Schülerlebens doch immer wieder Bücher von verschiedenen Verlagen, es tritt kein Gewöhnungseffekt ein, den man langfristig als Abhängigkeit bezeichnen könnte. Genau das passiert aber bei Software in der hier vorgestellten Monokultur.
Gruß, Bernd