On 2011-02-24 11:01, Bernhard Reiter wrote:
Irgend jemand muss mal anfangen, muss mal abseits vom Mainstream denken, muss mal in der Freizeit was zusammenbauen, muss mal widersprechen und muss mal etwas neues in die Welt setzen.
Das geht und gilt im Unternehmensumfeld genauso wie in der Freizeit. Oder anders gesagt: Freizeit ist keine Grundvoraussetzung, dass Denken abseits des Mainstreams oder Widerspruch geschieht.
Der Unterschied ist: Im Unternehmen muss auf die Verkaufbarkeit (früher oder später) orientiert werden, in der Freizeit nicht. Aber ich will die »Freizeit« nicht idealisieren, denn sie ist oft nur mit Unfrei(z|h)eit erkauft. War nur ein Beispiel.
Deswegen gehören die Freiheit des Produkts und der Produktionsweise auch zusammen.
Die FSFE befasst sich auch mit den Bedingungen, wie Freie Software entsteht, wie sie genutzt wird. Das gilt auch für gesellschaftliche und geschäftliche Auswirkungen, Voraussetzungen und Weiteres. Unserer Überzeugung nach kann Freie Software mit guter Auswirkung auf die Freiheit der Entwickler, Nutzer und der Gesellschaft durchaus in professionellen oder kommerziellen Zusammenhängen entstehen.
Yep, finde ich gut.
Freie Menschen sind nun mal produktiver als gegängelte.
Manche Menschen fühlen sich in professionellen Umgebungen weniger gegängelt, als anderswo. Schon der Drang ständig Essen zu müssen, kann gängeln.
Na, dann geh doch was essen. Leichter zu lösen als ein Unternehmen am Rennen zu halten und am Markt zu bestehen.
Das Konzept "Freie Menschen", wie ich es bei Dir herauslese ist mir unverständlich, nicht mal utopisch.
Mit diesem »Konzept« haben sich im Grunde fast alle Philosophien befasst. Es gibt also einen reichhaltigen Schatz an Reflexionen über die Frage der Freiheit des Menschen. Ich kann mich ganz gut mit der Fassung von Hegel anfreunden, für den die Weltgeschichte ein Prozess der zunehmenden (bewusst werdenden) Freiheit ist. Insofern empfinde ich die begrenzte Freiheitssicht der FSF als Freiheit der Nutzenden als einen Fortschritt gegenüber der Unfreiheit bei der prop. Software. Eine Freie Gesellschaft braucht aber die Freiheit aller, vor allem auch der Produzenten. Das ist noch nicht mal eine Forderung von mir, sondern ein Prozess, der abläuft. Als ich vor zehn Jahren voraussagte, dass sich die Prinzipien Freier Software früher oder später auf alle Bereiche der Gesellschaft (mehr oder minder deutlich) ausdehnen würden, hat das kaum einer für realistisch gehalten. Und heute passiert's, und wir stehen gerade erst am Anfang. Der Motor des Prozesses ist der »Freie Mensch«, der Entfremdung als Unfreiheit empfindet und hinter sich lässt (egal ob Potentatenherrschaft oder Marktzwänge etc.). Als Tendenz. Sehe ich so, muss man nicht teilen.
Ciao, Stefan