olafBuddenhagen@gmx.net schrieb:
Hallo,
On Tue, Feb 08, 2011 at 03:25:31PM +0100, RA Stehmann wrote:
Thilo Pfennig schrieb:
Im übrigen denke ich, sollte man sich eher auf Libreoffice konzentrieren, dass näher am Gedanken der Freien Software ist und sich ganz gut entwickelt.
OpenOffice.org ist Freie Software, denn es wird unter der LGPLv3 distributiert.
Grundsätzlich sollten wir nicht anfangen, Software, die von einem Unternehmen hergestellt wird, als weniger frei zu bezeichnen, als Software, die von nicht gewerblich Tätigen hergestellt wird. Denn es ist sogar erwünscht, dass mit Freier Software Geld verdient wird.
Prinzipiell richtig; geht aber IMHO am Thema vorbei: Bei LibreOffice sind gewerblich tätige Entwickler genauso gerne willkommen. (Und werden mittelfristig sicherlich -- wie mittler Weile bei den meisten wichtigen Projekten -- einen erheblichen Teil der Entwicklungsarbeit beisteuern...) Der Unterschied ist nur, dass LibreOffice nicht von einem einzelnen Anbieter kontrolliert wird.
Du hast natürlich Recht, dass OpenOffice den Anwendern zunächst genauso viel Freiheit bietet. (Nur die Entwickler haben bei LibreOffice mehr Einflussmöglichkeiten... Was die Namensgebung ziemlich paradox macht: OpenOffice ist genauso frei wie LibreOffice, nur dass LibreOffice *offener* ist...)
Allerdings sind solche Anbieter-dominierten Projekte tendenziell trotzdem auch aus Anwender-Sicht problematisch: Da der Anbieter die Software als sein eigenes Produkt sieht, wird er immer dazu verlockt sein, irgendwelche Eigentumsrechte geltend zu machen -- und damit in halbfreie oder gar komplett unfreie Modelle abzugleiten. Natürlich ist es dann immer noch möglich, die Software zu forken, um sie als freie Software weiterzuführen (Investitionssicherheit) -- aber noch besser ist für die Anwender ein Projekt, bei dem eine solche Situation von vornherein gar nicht auftreten kann...
Prinzipiell kann ich Dir Recht geben. Es war ein Grund für die auch von mir befürwortete Gründung einer "Foundation", den (professionellen) Anwendern eine zusätzliche Sicherheit zu vermitteln.
Aber: Die "gewerblich tätigen Entwickler" bei LibreOffice sind hauptsächlich für eine Firma tätig, nämlich Novell. Der Mann, den Canonical eingestellt hat, ist dort hauptsächlich für das Packaging zuständig. RedHat scheint sein Engagement für LibreOffice etwas "tiefer gehängt" zu haben.
Sollte also Novell, welches derzeit aufgekauft und umstrukturiert wird, sein Engagemant für LibreOffice einstellen, ist "Hängen im Schacht".
Demgegenüber arbeitet OpenOffice.org mit RedFlag2000 und IBM zusammen. Oracle hat vor relativ kurzer Zeit auch sein Engagement für OpenOffice.org öffentlich bekräftigt.
Natürlich haben die Entwickler bei LibreOffice möglicherweise eine größere Freiheit.
Die Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang stellt, ist jedoch, ob tatsächlich ein entwicklergetriebenes Projekt besser in der Lage ist, ein "endkundentaugliches" Produkt herzustellen, das von Menschen bedient wird, an deren Skills man keine allzu großen Anforderungen stellen darf.
Selbst Debian, eine geradezu klassische "Entwicklerrepublik", deren Nutzerbasis sicherlich über etwas höhere EDV-Kenntnisse und -fähigkeiten verfügt, will inzwischen den Kreis der Stimmberechtigten für QAler, Webbetreuer etc. öffnen.
Besser wäre es IMO gewesen, man hätte OpenOffice.org und LibreOffice als "Geschwister" einer Produktfamilie darstellen können. Man hätte dann gegenüber den schon vorhandenen und potentiellen Anwendern geschlossener auftreten können. Ein entsprechender Vorschlag lag auch auf dem Tisch. Aber dieser Zug scheint inzwischen abgefahren.
Gruß Michael