[for immediate release]
FSFE unterstützt Firmenkunden vor Europäischem Gerichtshof gegen
Kontrolle durch Microsoft
(Hamburg/Luxemburg) Die Europäische Union will dem schwächelnden Markt
der ITK (Informations- und Telekommunikationstechnik) auf die Beine
helfen. Dazu sollte auch das Kartellverfahren gegen Microsoft
beitragen, bei dem EU-Kommissar Mario Monti im März eine Geldstrafe in
Höhe von 500 Millionen Euro von dem Konzern und zusätzlich Auflagen
verhängte.
Eine dieser Auflagen ist das Offenlegen von Schnittstellen-
informationen. Die sind beispielsweise für das Freie Software Projekt
SAMBA wichtig: SAMBA verbindet die UNIX- und GNU/Linux-Welt mit der
der Microsoft-Betriebssysteme. Über diese Brücke reduziert SAMBA somit
die Abhängigkeit der Kunden gegenüber der Monokultur wie sie in
Redmond gepflegt wird. Ohne diese Informationen kann SAMBA nicht
optimal arbeiten.
Obwohl diese Maßnahmen kaum ausreichen dürften, um das Monopol des
Konzerns zu brechen, scheint Microsoft so besorgt, daß es gegen den
Schiedsspruch der Kommission Berufung eingelegt hat.
Nachdem die Free Software Foundation Europe bereits als
Sachverständige an dem Kartellverfahren beteiligt war, wurde sie nun
auch zu der (dem Prozeß) vorausgehenden Anhörung am heutigen Dienstag
zugelassen, um die Entscheidung der Europäischen Union und die
Freiheit von SAMBA zu verteidigen. Neben der Wahrnehmung der
Interessen Freier Software im Allgemeinen wird sich die FSFE im
Speziellen für die Belange des SAMBA Teams einsetzen.
Der italienische Anwalt Carlo Piana der Mailänder Kanzlei Tamos
Piana&Partners wird die Interessen der FSFE und des SAMBA Teams
vertreten. Piana kommentiert: "SAMBA ist praktisch der einzige
Wettbewerber von Microsoft auf diesem Gebiet. Die FSFE kann sich
garnicht aus diesem Verfahren heraushalten. Die Entscheidung der
Kommission stellt einen wichtigen Präzedenzfall dar, der von größter
Bedeutung für den Softwaremarkt und die gesamte Gesellschaft ist. Die
Freiheit ist in Gefahr. Deshalb bin ich stolz auf meine Berufung in
dieser Sache."
"Mit diesem Fall wird über die letzte Hürde vor einem vollkommen durch
Microsoft beherrschten Severmarkt entschieden. Es geht dabei nicht in
erster Linie um die Freiheit des Einzelnen, sondern die der Firmen."
so Georg Greve, Präsident der FSFE. "Wir fordern alle Unternehmen auf,
uns in diesem Kampf zu unterstützen. Diejenigen, die diesen Aufruf
heute ignorieren, müssen damit rechnen, daß sie morgen ihre Speicher-
und Verzeichnisdienste nur noch aus einer Hand beziehen können."
Informationen über eine Spendenkampagne sind unter
http://fsfeurope.org/news/2004/news-20040701.de.html und
http://fsfeurope.org/help/donate-2002.de.html zu finden.
Hintergrundinformationen zum Verfahren gegen Microsoft gibt es unter:
http://www.fsfeurope.org/projects/ms-vs-eu/
Über die Free Software Foundation Europe
Die Free Software Foundation Europe (FSFE) ist eine gemeinnützige
regierungsunabhängige Organisation, die sich allen Aspekten der
Freien Software in Europa widmet. Zugang zu Software
entscheidet, wer wie an der digitalen Gesellschaft teilnehmen
kann. Daher erlauben die Freiheiten, Software zu verwenden, zu
kopieren, zu ändern und weiterzuverteilen, wie sie in der
Definition der Freien Software beschrieben werden, gleiche
Chancen im Informationszeitalter. Diese Problematik ins
öffentliche Bewusstsein zu rücken und durch Unterstützung der
Entwicklung Freier Software die Freiheit der Menschen zu
gewährleisten, sind die Kernanliegen der FSFE, welche im Jahr
2001 als Schwesterorganisation der amerikanischen FSF gegründet
wurde.
http://www.germany.fsfeurope.org
*Hinweis an die Redaktionen:*
Wir können leider nicht abschätzen, wann das Hearing beendet sein
wird. Melden Sie sich doch bitte bei Interesse. Wir teilen Ihnen die
Ergebnisse dann so schnell wie möglich mit.
--
Joachim Jakobs <jj(a)office.fsfeurope.org>
Press Speaker - FSF Europe (http://fsfeurope.org)
In der Roede 24, 64367 Mühltal (Tel: +49-179-6919565)
1. Georg Greve in Südamerika
2. Wizards of OS
3. Firenze Tecnologia wird Mäzen der FSF Europe
4. "Sources-Switch", das italienische Koordinationsprojekt von
Gemeinschaften
5. Vorstellung von Matthias Kirschner
6. GNU/Linuxtag in Karlsruhe
7. Stärkung des globalen Netzwerks Freier Software
8. Demonstration gegen Softwarepatente
9. Vorstellung des Übersetzungsteams
10. Spendenkampagne
1. Georg Greve in Südamerika
Georg Greve setzte seinen Besuch Südamerikas fort, indem er an einigen
Veranstaltungen in La Plata, Porto Alegre, Sao Paulo und Brasilia
teilnahm. Eine Zusammenfassung der wichtigsten seiner Tätigkeiten in
Südamerika und einige Bilder sind online unter
http://www.germany.fsfeurope.org/events/2004/FISL/fisl.de.html
verfügbar.
2. Wizards of OS
Die dritte "Wizards of OS"-Konferenz fand vom 10. bis zum 12. Juni
2004 in Berlin statt. Georg Greve nahm am WSIS-Panel (World Summit on
the Information Society) teil.
3. Firenze Tecnologia wird Mäzen der FSF Europe
Um technologische Innovation in der Region Toskana und der Provinz
Firenze zu erleichtern, investiert Firenze Tecnologia (eine der
Handelskammer von Firenze gehörende Gesellschaft) in Freie Software.
Firenze Tecnologia hat sich in diesem Rahmen dazu entschieden, ihre
Investitionen durch die Finanzierung der Arbeit der FSF Europe für die
Verteidigung und die Förderung Freier Software zu schützen. Dies ist
ein sehr wichtiger Erfolg für die Tätigkeiten der FSFE, da diese
Spende in einen größeren strategischen Plan zur Unterstützung von
Innovation, in dem Freie Software und Freiheit zentrale Rollen
spielen, eingebettet ist.
4. "Sources-Switch", das italienische Koordinantionsprojekt von
Gemeinschaften
Zu viele Male musste sich unsere Gemeinschaft Angriffen von außen
stellen. Unter dem Eindruck der wachsenden Bedeutung Freier Software
für alle Aspekte des Lebens haben die Mitglieder der wichtigsten
italienischen Gesellschaften zur Unterstüzung Freier Software eine
gemeinsame Arbeitsgruppe gegründet, die "Sources-Switch", deren Ziel
die Koordination und der Informationsaustautsch ist. Bisher sind
diese Gesellschaften das Chapter Italy der FSF Europe (FSFE-I), die
Associazione Software libero (AsSoLi), die Italian Linux Society
(ILS), ROSPA und das Consortium Italicum Ratione Soluta (CIRS). Die
Gruppe wird einen Rahmen für Promotionsveranstaltungen, die von den
einzelnen Gesellschaften organisiert werden, bereitstellen und eine
gemeinsame Strategie zur Verbesserung der Effizienz definieren. Die
Mitglieder der Arbeitsgruppe nehmen als Individuen teil, aber sie
haben sich darauf geeinigt, die Initiative in ihren jeweiligen
Organisationen bekannt zu machen. Die Gruppe traf sich vom 28. bis
zum 30. April in Avellino. Ergebnisse der Diskussion sind eine erste
Agenda, die Einrichtung eines Sekretariats und eines Pressebüros, eine
gemeinsame Position zu Softwarepatenten und offenen Standards und ein
Terminplan für die nächsten Treffen.
5. Vorstellung von Matthias Kirschner
Matthias Kirschner ist dem Team der FSF Europe als Georg Greves
Assistent beigetreten. Er wird ihn hauptsächlich bei administrativen
Aufgaben wie der Moderation von Mailinglisten und der Koordination der
zahlreichen Termine des Presidenten unterstützen. Während er seinen
Beitrag zur Zeit ehrenamtlich leistet, wird er vom September 2004 bis
zum März 2005 als Praktikant arbeiten.
6. GNU/Linuxtag in Karlsruhe
Der GNU/Linuxtag ist eine der größten Veranstaltungen zu Freier
Software in Europa. Wie in jedem Jahr war die FSF Europe mit einem gut
besuchten Stand vor Ort. Georg Greve und Bernhard Reiter hielten
Vorträge über die grundlegenden Prinzipien Freier Software.
7. Stärkung des globalen Netzwerks Freier Software
Die FFS Europe konnte dieses Jahr ihren Stand auf dem GNU/Linuxtag mit
mehreren Leuten von außerhalb Europas zu teilen. Frederico Heinz ist
der Präsident von Via Libre, einer argentinischen Stiftung für Freie
Software. Hong Feng aus China ist der Verleger des Free Software
Magazine und Fumitoshi Kai, Niibe Yutaka und Takatsugu Nokubi sind
Mitglieder der Free Software Initiative Japan. Die Möglichkeit,
gegenseitig Erfahrungen auszutauschen, war sehr positiv - nicht nur
für die Gäste, sondern auch für die FSF Europe.
8. Demonstration gegen Softwarepatente
Mehr als 1000 Menschen demonstrierten am 24. Juni in Karlsruhe gegen
Softwarepatente. Zusammen mit einigen anderen Rednern gab Georg Greve
seiner Hoffnung Ausdruck, dass die Europäische Union nicht unter dem
starken Druck der Lobby, die auf die Patentierbarkeit von Algorithmen
drängt, nachgeben würde.
9. Vorstellung des Übersetzungsteams
Zusammen mit der wachsenden Wahrnehmung der FSF Europe in vielen
Ländern ist die Notwendigkeit entstanden, ein flexibles, schnell
reagierendes und gut abgestimmtes Übersetzungsteam aufzubauen. Das
Übersetzen und Korrekturlesen von Texten ist wertvoller Beitrag zur
Arbeit der FSF Europe und eine hervorragende Gelegenheit, spontan an
den Tätigkeiten der FSF Europe teilzunehmen, ohne langfristige
Verpflichtungen eingehen zu müssen. Weitere Informationen finden sie
unter: http://www.germany.fsfeurope.org/contribute/translators.de.html
10. Spendenkampagne
Um in der Lage zu sein, ihre Tätigkeiten auszuweiten, hat die FSF
Europe eine Spendenkampagne gestartet. Die Webseite
http://www.germany.fsfeurope.org/news/2004/news-20040701.de.html
enthält weitere Details.
Eine Liste aller FSF Europe-Newsletter finden Sie unter
http://www.germany.fsfeurope.org/news/newsletter.de.html
[An die Mitarbeiter der Parlamentsfraktionen: Angesichts der Brisanz
des Themas bitten wir Sie, diesen Brief an Ihre Mitglieder weiterzuleiten.
Vielen Dank. Ihre FSFE.]
Lieber Herr Professor Bullinger,
„Die Forschung soll sich ihr Geld auch am Markt verdienen können!“
- das lehrt uns die Politik - und so haben wir - die Free Software
Foundation Europe - Verständnis dafür, wenn sich die Forschung in
kreativer Weise um die Verbesserung Ihrer Einnahmen bemüht. Jedoch
sollte auch die Forschung darauf achten, nicht an dem Ast zu sägen,
auf dem sie sitzt. Die Gefahr dazu ist mit den derzeit in der Diskussion
befindlichen Softwarepatenten unmittelbar gegeben:
Die Fraunhofer Gesellschaft ist für ihr Patent auf den Audio-
Kompressionsstandard MP3 bekannt. Eine Alternative zu MP3 hat das
Projekt Ogg Vorbis entwickelt. Diesem billigen Experten eine höhere
technische Qualität zu. Obwohl bei der Entwicklung bewußt darauf
geachtet wurde, das MP3 Patent nicht zu verletzen, müsste Ogg Vorbis
wohl mit erheblichen Lizenzforderungen des Fraunhofer IIS [1] rechnen,
sollten Softwarepatente tatsächlich in Europa legalisiert werden.
Auf diese Weise könnte die FhG einen unliebsamen Wettbewerber aus dem
Markt drücken oder sich zumindest erhebliche Mehreinnahmen verschaffen.
Auf das damit verbundene ethische Problem wollen wir hier erst gar nicht
eingehen.
Auch volkswirtschaftlich ist es sicher nicht sinnvoll, dass die gute
Idee die
noch bessere blockieren kann: Dies ist eine Erkenntnis von Dr. Daniel
Probst vom Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre und Wirtschaftstheorie der
Universität Mannheim. Herr Probst stellte in einer Anhörung des Deutschen
Bundestages zu Softwarepatenten im Juni 2001 fest [2]:
"Der Anteil der KMUs würde abnehmen und ein Konzentrationsprozess
würde eintreten. Einige wenige Großunternehmen würden aufgrund von
Netzwerkeffekten marktdominierende Stellungen erlangen. Insoweit als
dieses Verhalten mit dem Wettbewerbsrecht vereinbar ist, würden sie
untereinander Kreuzlizenzierungsabkommen über ihre Patentportfolios
abschließen, und vermittels Sperrpatenten den Markteintritt neuer Firmen
stark beschränken. Die Forschungsintensität der Branche würde stagnieren
oder fallen." Ausserdem sei mit einem drastisch schrumpfenden Angebot an
Freier Software zu rechnen.
Ich persönlich bedauere jeden einzelnen der hier genannten Stichpunkte. Es
gibt noch wesentlich mehr Mängel - auf ein paar davon haben wir Herrn
Professor Köhler im Rahmen unserer Serie Offener Briefe zu Softwarepatenten
im Juni aufmerksam gemacht [3]. Von Amts wegen muss Sie aber der hier
genannte erste Punkt erschrecken: "Der Anteil der KMUs würde abnehmen".
Die Fraunhofer Gesellschaft wickelt nach Angaben der Bundesregierung [4]
60 Prozent ihrer Auftragsforschung mit KMUs ab. Außerdem ist nicht
auszuschließen, dass die Großindustrie ihre Forschung künftig vermehrt
in den
Osten der Europäischen Union verlagert. Schließlich stehen in Polen und
anderen Beitrittsländern hervorragend ausgebildete Softwareentwickler für
einen Bruchteil der Kosten zur Verfügung.
So könnten der größten Europäischen Forschungsgesellschaft im Bereich
"Informations- und Kommunikationstechnik" nicht nur die Projektpartner
wegsterben, ja es könnte sogar passieren, dass selbst die Unternehmen
das Zeitliche segnen, von denen die FhG doch eigentlich leben wollte.
Die Späne fallen schon lange. Mittlerweile aber droht der Ast zu brechen.
Mit freundlichen Grüssen
Georg Greve
[1] http://www.iis.fraunhofer.de/
[2] http://swpat.ffii.org/events/2001/bundestag/probst/index.de.html
[3]
http://mail.fsfeurope.org/pipermail/press-release-de/2004q2/000030.html
[4] http://www.bmbf.de/pub/inno-masterplan.pdf
--
Georg C. F. Greve <greve(a)fsfeurope.org>
Free Software Foundation Europe (http://fsfeurope.org)
GNU Business Network (http://mailman.gnubiz.org)
Brave GNU World (http://brave-gnu-world.org)
Über die Free Software Foundation Europe
Die Free Software Foundation Europe (FSFE)
ist eine gemeinnützige regierungsunabhängige Organisation,
die sich allen Aspekten der Freien Software in Europa widmet.
Zugang zu Software entscheidet, wer, wie an der digitalen Gesellschaft
teilnehmen kann. Daher erlauben die Freiheiten, Software zu verwenden,
kopieren, ändern und weiterzuverteilen, wie sie
in der Definition der Freien Software beschrieben werden,
gleiche Chancen im Informationszeitalter.
Diese Problematik ins öffentliche Bewusstsein zu rücken
und durch Unterstützung der Entwicklung Freier Software
die Freiheit der Menschen zu gewährleisten,
sind die Kernanliegen der FSFE, welce im Jahr 2001
als Schwesterorganisation der amerikanischen FSF gegründet wurde.
http://www.germany.fsfeurope.org