= Public Money? Public Code! 31 Organisationen wünschen sich Verbesserungen
bei der öffentlichen Auftragsvergabe für Software =
[ Online lesen: https://fsfe.org/news/2017/news-20170913-01.de.html ]
Die digitalen Dienste, die öffentliche Verwaltungen anbieten und
benutzen, sind die kritische Infrastruktur demokratischer Nationen des
21. Jahrhunderts. Um Vertrauen in jene Systeme aufzubauen, die das
Herzstück unserer digitalen Infrastruktur sind, müssen Behörden die
volle Kontrolle über sie haben. Aufgrund restriktiver Softwarelizenzen
ist dies jedoch selten der Fall.
Heute veröffentlichen 31 Organisationen einen offenen Brief [1], in
welchem sie Abgeordnete dazu aufrufen, für die rechtlichen Grundlagen zu
sorgen, die es bei der Beschaffung von eigens für die öffentliche Hand
entwickelter Software erfordern, dass diese unter einer Freie-Software-
und Open-Source-Lizenz veröffentlicht werden muss. Die Erstunterzeichner
– darunter CCC, EDRi, Free Software Foundation Europe, KDE, Open
Knowledge Foundation Deutschland, Wikimedia Deutschland, und viele mehr
– rufen sowohl einzelne Personen als auch Organisationen dazu auf, den
offenen Brief zu unterzeichnen [2]. Der offene Brief wird anschließend
an die Kandidaten zur Bundestagswahl und, im Verlauf der nächsten Monate
bis zur Europawahl 2019, an Europaabgeordnete und andere Abgeordnete aus
EU-Mitgliedsstaaten versendet.
"Weil der Quellcode von unfreier Software oft ein Geschäftsgeheimnis
ist, erschwert dies das Finden sowohl versehentlich als auch
absichtlich eingebauter Sicherheitslücken enorm. Es ist heutzutage
zwingend notwendig, bei proprietärer Software Reverse-Engineering zu
betreiben, um sie zu verbessern und zu stärken. Aber diese
grundlegende technische Voraussetzung ist unter vielen Umständen und
in vielen Rechtssytemen illegal. Dieses Jahr mussten kritische
Infrastruktur wie Krankenhäuser, Autofabriken und Spediteure
allesamt durch Fehler, die in proprietärer Software verborgen waren,
außer Betrieb gehen. Daher ist nicht auditierbarer Code ein Risiko,
das Staaten nicht länger durch spezielle Sonderrechte
subventionieren können, ohne dass dadurch Kosten in Form von
Menschenleben entstehen.
Aktuell sind die Baupläne der öffentlichen Kern-Infrastruktur
schlicht nicht für die Allgemeinheit verfügbar. Durch die
Ausrichtung öffentlicher Mittel auf eine Verpflichtung zu Freier
Software (wobei "frei" sich hier auf die Code-Verfügbarkeit, nicht
auf den Preis bezieht), können wir Fehler finden und beheben, bevor
sie dazu verwendet werden, dem nächsten Krankenhaus den Strom
abzudrehen", sagt Edward Snowden, Präsident der Freedom of the Press
Foundation zum Start der "Public Money Public Code" Kampagne [3].
Öffentliche Einrichtungen geben jedes Jahr Millionen Euro für die
Entwicklung von auf ihre Bedürfnisse zugeschnittene Software aus. Die
öffentliche Auftragsvergabe hat einen großen Einfluss darauf, welche
Unternehmen hierbei im Wettbewerb stehen können und welche Software
letztendlich durch Steuergelder gefördert wird. Öffentliche Verwaltungen
auf allen Ebenen haben häufig Schwierigkeiten, den Quellcode
untereinander weiterzugeben, obwohl dieser komplett durch sie finanziert
wurde. Auch sensible Bürgerdaten sind einem Risiko ausgesetzt, wenn
unabhängige Dritte nicht die Möglichkeit haben, Code-Audits
durchzuführen und den Code anderweitig auf Sicherheitslücken zu
überprüfen.
"Wir brauchen Software, die das Teilen von guten Ideen und Lösungen
unterstützt. Nur so werden wir in der Lage sein, digitale Angebote
für Menschen aus ganz Europa zu verbessern. Wir brauchen Software,
die Wahlfreiheit, Zugang und Wettbewerb garantiert. Wir brauchen
Software, die öffentlichen Verwaltungen dabei hilft, die volle
Kontrolle über ihre kritische digitale Infrastruktur zu erlangen und
es ihnen so so erlaubt, von einer Handvoll Unternehmen unabhängig zu
werden und bleiben zu können", sagt Matthias Kirschner, Präsident
der Free Software Foundation Europe.
Deshalb rufen die Unterzeichner Parlamentarier in ganz Europa dazu auf,
die digitale öffentliche Infrastruktur zu modernisieren um es so
öffentlichen Verwaltungen, Unternehmen und Individuen zu erlauben,
öffentlich finanzierte Software frei zu verwenden, zu verstehen, zu
verteilen und zu verbessern. Dies schützt öffentliche Verwaltungen
davor, an die Dienstleistungen einzelner Hersteller gebunden zu sein,
und stellt sicher, dass der Quellcode verfügbar ist, so dass Hintertüren
und Sicherheitslücken unabhängig von einem einzigen Dienstleister
geschlossen werden können.
"Öffentliche Verwaltungen werden durch Steuergelder finanziert. Sie
sollten diese auf vernünftige Weise und effizient einsetzen. Wenn es
sich um öffentliche Gelder handelt, sollte auch der Code öffentlich
sein!", sagt Kirschner.
== Weiterführende Informationen ==
- Der Offene Brief [4]
- Den Offenen Brief unterschreiben [5]
- Das Video (3:47) in verschiedenen Formaten [6] (lizensiert unter CC-BY
4.0 ); oder auch auf Vimeo [7] und Youtube [8]
== Erstunterzeichner ==
- April: https://www.april.org/
- Associação Ensino Livre: https://ensinolivre.pt
- Associação Nacional para o Software Livre (ANSOL): https://ansol.org
- Chaos Computer Club (CCC): https://www.ccc.de
- Courage Foundation: https://couragefound.org/
- D3-Defesa dos Direitos Digitais: https://direitosdigitais.pt/
- Digitalcourage: https://digitalcourage.de/
- Digitale Gesellschaft: https://digitalegesellschaft.de/
- Dyne.org Foundation: https://dyne.org
- ePaństwo Foundation: https://epf.org.pl
- European Digital Rights (EDRi): https://edri.org
- Expose Facts: https://exposefacts.org/
- Free Software Foundation Europe: https.//www.fsfe.org
- GFOSS: https://gfoss.eu/
- HackYourPhD: https://hackyourphd.org/
- KDE: https://ev.kde.org
- Linux User Group Of Slovenia (LUGOS): http://www.lugos.si
- Linuxwochen: https://www.linuxwochen.at/
- Modern Poland Foundation: https://nowoczesnapolska.org.pl
- quintessenz: http://quintessenz.at
- Open Knowledge Foundation Deutschland: https://okfn.de
- Open Labs: http://theopenlabs.org
- Open Rights Group: https://www.openrightsgroup.org/
- Open Source Business Alliance: http://osb-alliance.de
- Open Source Initiative (OSI): https://opensource.org/
- openSUSE: http://opensuse.org
- Public Software CIC: https://publicsoftware.eu/
- Software Liberty Association Taiwan: https://slat.org/
- The Document Foundation: https://www.documentfoundation.org
- Wikimedia Deutschland: https://wikimedia.de
- Xnet: https://xnet-x.net/
1: https://publiccode.eu/de/openletter/
2: https://publiccode.eu/de/#action
3: https://publiccode.eu/de/
4: https://publiccode.eu/openletter/
5: https://publiccode.eu/#action
6: http://download.fsfe.org/videos/pmpc/
7: https://vimeo.com/232524527
8: https://www.youtube.com/watch?v=iuVUzg6x2yo
== About the Free Software Foundation Europe ==
Free Software Foundation Europe is a charity that empowers users to
control technology. Software is deeply involved in all aspects of our
lives; and it is important that this technology empowers rather than
restricts us. Free Software gives everybody the rights to use,
understand, adapt and share software. These rights help support other
fundamental freedoms like freedom of speech, press and privacy.
The FSFE helps individuals and organisations to understand how Free
Software contributes to freedom, transparency, and self-determination.
It enhances users' rights by abolishing barriers to Free Software
adoption, encourage people to use and develop Free Software, and
provide resources to enable everyone to further promote Free Software
in Europe.
http://fsfe.org
= Bundestagswahl 2017: Das sagen die Parteien zu Freier Software =
[ Online lesen: https://fsfe.org/news/2017/news-20170905-01.de.html ]
Die Free Software Foundation Europe (FSFE) veröffentlicht heute, als
Teil der "Koalition Freies Wissen", ihre Wahlprüfsteine für die Wahl zum
19. Deutschen Bundestag am 24. September 2017. Zusammenfassend schneiden
Grüne und Linke positiv ab. Beide Parteien scheinen die zentrale Rolle
von Software zu verstehen und sprechen sich, wie auch schon zur letzten
Bundestagswahl, sowohl für den Einsatz als auch für die aktive
Entwicklung von Freier Software aus. Im Vergleich dazu sind die
Positionen von CDU/CSU, der SPD und der FDP eher zurückhaltend und oft
mit Einschränkungen verbunden.
In den Wahlprüfsteinen der FSFE konnten die gefragten Parteien Stellung
nehmen zur Forderung, öffentlich finanzierte Software als Freie Software
zu veröffentlichen, sowie zu ihrer Bereitschaft, öffentliche
Verwaltungen schrittweise auf Freie Software zu migrieren. CDU/CSU, FDP,
Grüne, Linke, und SPD haben geantwortet und erklärten ihre jeweiligen
Positionen dazu. Wir analysieren die eingereichten Antworten und
vergleichen diese zudem mit unseren Wahlprüfsteinen von 2013 [1]. Die
Wahlprüfsteine wurden in Zusammenarbeit mit der Koalition Freies Wissen
erstellt. Die Koalition Freies Wissen ist ein Zusammenschluss aus
mehreren zivilgesellschaftlichen Organisationen. Auf der Kampagnenseite
zur Bundestagswahl 2017 finden sich die kompletten Fragen und Antworten
der "Koalition Freies Wissen" [2]. Im Folgenden eine Zusammenfassung und
Bewertung der Antworten auf die Fragen der FSFE.
=== Wahlprüfsteine der FSFE zur Bundestagswahl 2017 ===
Wie positionieren Sie sich zu der Forderung, dass Software, deren
Entwicklung durch öffentliche Gelder finanziert oder kofinanziert wurde,
grundsätzlich unter einer Freie-Software-Lizenz veröffentlicht werden
soll, um sie auf diese Weise Bürgern und Unternehmen frei zur Verfügung
zu stellen? Mit welchen konkreten Maßnahmen werden Sie Ihre Position
umsetzen?
CDU/CSU haben unsere Frage nur teilweise beantwortet. Obwohl
wir nach einer Veröffentlichung von durch öffentlichen Geldern
finanzierter Software *entwicklung* fragten, sprechen CDU/CSU von einem
/"möglichen Einsatz Freier Software"/. Die von CDU/CSU aufgezählten
Kriterien, beispielsweise Funktionalität und Interoperabilität, werden
bei einer Eigenentwicklung vom Auftraggeber vorgegeben und vom
Auftragnehmer entsprechend umgesetzt. Die verwendete Lizenz hat darauf
keinen Einfluss und ist daher getrennt zu betrachten.
Ähnlich wie die CDU/CSU konzentriert sich die FDP bei ihrer Antwort auf
die Beschaffung von bereits existierender Software und weniger auf die
durch öffentliche Gelder finanzierte Softwareentwicklung, worauf die
Frage eigentlich abgezielt hat. Die FDP sieht Vielfalt, /"Wirksamkeit
öffentlicher Fördermittel"/ und einen fairen Wettbewerb als wichtige
Kriterien bei der Beschaffung von Software. Dies alles sind Werte, die
durch Freie Software verkörpert werden. Die Lizenz wird als
gleichwertiges Kriterium zur Qualität und Anwenderfreundlichkeit
genannt. Während es einerseits positiv zu bewerten ist, dass die Lizenz
für die FDP ein gleichwertiges Kriterium darstellt, sollte nicht außer
Acht gelassen werden, dass subjektive Kriterien wie
Anwenderfreundlichkeit in der Vergangenheit oft verwendet wurden, um
Freie Software zu verhindern. Darüber hinaus können Qualität und
Anwenderfreundlichkeit bei Freier Software unabhängig vom ursprünglichen
Entwickler verbessert werden, was sowohl bessere Ergebnisse ermöglicht
als auch den von der FDP geforderten fairen Wettbewerb stärkt.
Die SPD verspricht, sie /"wollen auch im Bereich der öffentlichen
Beschaffung von Software stärker auf quelloffene Software (Open Source)
setzen"/. Auch 2013 versprach die SPD bereits [3] /"von der
öffentlichen Hand finanzierte Software soll, soweit es geht, als Freie
Software auch wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stehen."/ In den
vergangenen vier Jahren wurde jedoch trotz Regierungsbeteiligung wenig
umgesetzt. Zum Beispiel veröffentlicht das SPD-geführte
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie seine eigens entwickelte
App "BMWi Behördenwegweiser" als proprietäre Software, welche zudem nur
für Nutzerinnen mit Google oder Apple Benutzerkonto verfügbar ist. Zum
Thema Elster meinte die SPD 2013 zudem noch: /"Wenn die Politik es ernst
meint, verstärkt auf Open Source und Freie Software setzen zu wollen,
dann muss sie auch im Bereich der Steuerverwaltung entsprechende
plattformunabhängige Ansätze unterstützen. Daher werden wir uns dafür
einsetzen, entsprechende Software auch für alternative Betriebssysteme
bereitzustellen."/ An der Situation hat sich bis heute allerdings nichts
geändert. Wir würden uns freuen, wenn das Thema in der nächsten
Legislaturperiode wieder aufgegriffen wird.
Die Grünen sehen Freie Software als einen /"Eckpfeiler für sichere und
zukunftsfähige IT-Systeme."/ Sie wollen Freie Software bei öffentlichen
IT-Beschaffungen bevorzugen, /"insbesondere dann, wenn BürgerInnen diese
einsetzen sollen."/ Ähnlich wie bei CDU/CSU und FDP wurde auch hier der
Punkt der öffentlich finanzierten Softwareentwicklung übersehen. Bei der
letzten Bundestagswahl gab es von den Grünen hierzu noch eine klare
Aussage, /"dass bei Softwareentwicklungen von Behörden stets der
Quellcode freigeben werden muss, d. h. die Programme müssen Open-Source
sein, damit möglichst viele Menschen von ihnen profitieren können und
die Möglichkeit besteht, sie einfach weiterzuentwickeln."/
Die Linken dagegen /"sind dafür, dass durch öffentliche Mittel
finanzierte Entwicklungen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung
stehen, soweit dem keine Gründe der Sicherheit der
informationstechnischen Systeme oder der Arbeitsweise der öffentlichen
Verwaltung entgegenstehen."/ Dies geht einher mit dem Statement aus
2013, wo sie ebenso eine Veröffentlichung der von öffentlicher Hand
selbst beauftragten Software unter Freien Lizenzen forderten.
Wie positionieren Sie sich zu der Forderung, dass alle öffentlichen
Verwaltungen schrittweise auf solche Software umstellen sollen, die
sowohl Bürgern als auch Unternehmen zur uneingeschränkten Nutzung,
Bearbeitung und Weitergabe zur Verfügung steht (Freie/Open-Source-
Software)? Mit welchen konkreten Maßnahmen werden Sie Ihre Position
umsetzen?
CDU/CSU halten den Einsatz Freier Software zwar für sinnvoll,
erwähnen aber nicht, in welchem Umfang, an welchen Stellen und in
welchem Zeitraum sie planen, Freie Software in öffentlichen Verwaltungen
einzusetzen. Sie nennen Paragraph 63, Absatz 2 der
Bundeshaushaltsordnung (§ 63 Abs. 2 BHO ) als Hindernis, in dem es um
die Veräußerung von "Vermögensgegenständen" geht. Dem gegenüber steht
jedoch das Begleitdokument "Rechtliche Aspekte der Nutzung, Verbreitung
und Weiterentwicklung von Open-Source-Software" (2012) zur vierten
Auflage des Leitfaden für die Migration von Software:
"Nach § 63 Abs. 2 BHO dürfen Vermögensgegenstände nur veräußert werden,
wenn sie in absehbarer Zeit nicht benötigt werden. Dies dürfte bei der
Weitergabe von Software immer erfüllt sein, weil auch bei Weitergabe von
Kopien immer eine nutzbare Version bei der Verwaltung verbleibt; §63
Abs. 2 BHO stellt also keine Begrenzung für die Weitergabe von Software
dar." (S. 41) Wenn die CDU/CSU in der Bundeshaushaltsordnung ein
Hindernis für ihre Pläne zum Einsatz von Freier Software sieht, hätten
sie die Möglichkeit gehabt das Gesetz in den letzten zwölf Jahren
Regierungsbeteiligung anzupassen. Wir würden uns wünschen, dass die
nächste Bundesregierung mögliche Unklarheiten in der BHO beseitigt und
bieten hierzu unsere Unterstützung an. Rechtliche Unklarheiten wie diese
sollten Innovationen in der öffentlichen Verwaltung nicht behindern.
Die SPD antwortet, sie wolle /"stärker auf Freie Software setzen"/ und
zitiert dazu aus ihrem Wahlprogramm. Dabei ist positiv hervorzuheben,
wie auf Seiten der SPD die wirtschaftliche Dimension mitbedacht wird,
denn diese möchte /"den Anteil freier Software in Verwaltung und
Bildungseinrichtungen erhöhen, um innovative Unternehmensgründungen im
regionalen Markt zu unterstützen."/ In der Praxis müssen wir allerdings
feststellen, dass die gleichen Vorhaben bereits 2013 formuliert und
trotz Regierungsbeteiligung der SPD hier keine Fortschritte erzielt
wurden.
Bei der Antwort der FDP fiel es uns schwer, einen Zusammenhang zwischen
"E-Government", "bürgerfreundliche[r] Verwaltung", "digitale[n]
Dienstleistungen" und unserer Frage zum Einsatz von Freier Software in
der Verwaltung herzustellen. Die FDP betont, dass für sie /"die Qualität
und Nutzerfreundlichkeit der Anwendungen"/ im Vordergrund steht. Zwei
Kriterien, welche sie bereits in ihrer Antwort zur ersten Frage
hervorgehoben haben. Dies legt nahe, dass bei der FDP das Thema Freie
Software nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Die Grünen haben diese Frage identisch mit der ersten Frage beantwortet.
Erstaunlich ist, dass sie an dieser Stelle nicht die Argumente aus ihrem
Wahlprogramm anführen. Dort begründen [4] sie den Einsatz von Freier
Software nämlich zusätzlich mit den Argumenten erhöhter Transparenz,
geringerer Abhängigkeit von einzelnen Herstellern und sicherer
Nachnutzung (S. 168).
Die Linke lässt in ihrer Antwort ein klares Bekenntnis zu Freier
Software erkennen. Sie sieht Freie Software als eine Möglichkeit, den
Datenaustausch zwischen verschiedenen Behörden zu erleichtern. Außerdem
begrüßen wir, dass die Linke die Weiterentwicklung Freier Software durch
öffentliche Verwaltungen fordert. Das hilft nicht nur anderen Behörden,
Kosten zu sparen, sondern kommt auch der Allgemeinheit zu Gute, da die
entsprechenden Freie-Software-Projekte von den Verbesserungen durch die
Behörden profitieren.
=== Fazit ===
Alle befragten Parteien haben sich im Vergleich zu ihren Positionen 2013
nahezu nicht bewegt. Die derzeitigen Regierungsparteien CDU/CSU und SPD
haben sich bedauerlicher Weise nicht weiter in Richtung Freier Software
bewegt. Beide Parteien haben keine der von ihnen genannten Schritte zur
Förderung Freier Software eingeleitet. Die juristischen Bedenken
bezüglich § 63 Abs. 2 BHO wurden nicht geklärt und Deutschland bleibt
mit der schwachen Förderung Freier Software digitaler Nachzügler in
Europa. Das CDU geführte Bundesministerium für Bildung und Forschung
(BMBF) ist hier als einziges Ministerium positiv in Erscheinung getreten
und hat mit der Förderung des Prototype Fund [5] in dieser
Legislaturperiode mehrere Millionen direkt in die Entwicklung von Freier
Software investiert.
Im Vergleich dazu bestätigen die Grünen und die Linken das Bild, welches
sie bei unseren Wahlprüfsteinen zur letzten Bundestagswahl hinterlassen
haben. Während die Grünen bei allgemeinen Statements wiederholen, dass
Freie Software und freie Formate für sie /"ein Eckpfeiler für sichere
und zukunftsfähige IT-Systeme"/ sei, bekräftigen die Linken ihre
Position zu Freier Software: So sollen /"durch öffentliche Mittel
finanzierte Entwicklungen allen Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung
stehen"/. Positiv zu bewerten ist zudem, dass die Linke mit Blick auf
Freie Software nicht nur die kommerziellen Aspekte hervorhebt, sondern
auch die der Autonomie und der Wiederverwertbarkeit, da diese /"auch von
den IT-Zentren der öffentlichen Verwaltung mit weiterentwickelt werden
kann."/
== "Während der letzten Legislaturperiode hat sich bei den Parteien nicht
viel zu Freier Software getan. Das muss sich nach der Wahl ändern, damit
Deutschland nicht den Anschluss an Software-Innovationen verliert, von denen
Unternehmen schon lange profitieren. Dafür bieten wir unsere Hilfe und
Expertise an", so Björn Schießle, Deutschlandkoordinator der FSFE. Wie Du
helfen kannst ==
Es ist noch etwas Zeit bis zur Bundestagswahl am 24. September. Sollten
die Antworten der Parteien weitere Fragen aufgeworfen haben, möchten wir
alle dazu ermutigen, diese direkt an die Kandidatinnen zu stellen.
Hierfür bietet sich die Plattform Abgeordnetenwatch [6] an, aber auch
der direkte Kontakt auf Wahlkampfveranstaltungen, per E-Mail oder
telefonisch ist eine gute Möglichkeit um mit Politikern in Kontakt zu
kommen und mehr, über ihre Position zu Freier Software zu erfahren. Zur
weiteren Wahlinformation vor der Bundestagswahl haben wir zusammen mit
der Koalition Freies Wissen außerdem einen Digital-O-Mat [7] gestaltet.
Ähnlich dem "Wahl-O-Mat" der Bundeszentrale für politische Bildung
können sich die Nutzer des Digital-O-Mat durch ihre eigenen Antworten
mit den zur Wahl antretenden Parteien vergleichen.
Analysen wie diese, vom ersten Entwurf der Fragen bis zur abschließenden
Auswertung, kosten viel Zeit und Recherche. Aber auch nach der Wahl
wollen wir mit den Parteien in Kontakt bleiben und sie bei der Umsetzung
ihrer Wahlversprechen begleiten. Wir freuen uns deshalb über jede
Unterstützung [8], um auch in Zukunft diese wichtige Arbeit zu leisten.
=== Über die Koalition Freies Wissen ===
Die Koalition Freies Wissen ist ein Zusammenschluss aus mehreren
zivilgesellschaftlichen Organisationen, namentlich des Bündnis Freie
Bildung [9], dem Chaos Computer Club e.V. [10], dem Digitale
Gesellschaft e.V. [11], dem Förderverein freie Netzwerke e.V. [12], der
Open Knowledge Foundation Deutschland e.V. [13], Wikimedia Deutschland
e.V. [14] und der Free Software Foundation Europe.
Gemeinsames Ziel der Koalition Freies Wissen ist es, die politische
Bildung zu den Themen Digital- und Netzpolitik voranzutreiben sowie
digitale Bürgerrechte in Gesellschaft und Politik zu verankern und zu
beleuchten. Dazu wurden in vorangegangenen Landtagswahlen sowie zur
Bundestagswahl 2017 gemeinsame Wahlprüfsteine an die jeweils antretenden
Parteien versendet und für die Bundestagswahl zudem ein gemeinsamer
Digital-O-Mat [15] gestaltet.
1: https://fsfe.org/news/2013/news-20130703-01
2: https://fsfe.org/campaigns/askyourcandidates/201709-germany-bundestagswahl
3:
https://fsfe.org/campaigns/askyourcandidates/201309-germany-bundestagswahl.…
4:
https://www.gruene.de/fileadmin/user_upload/Dokumente/BUENDNIS_90_DIE_GRUEN…
5: https://prototypefund.de
6: https://www.abgeordnetenwatch.de
7: https://fsfe.org/news/2017/news-20170829-01
8: https://fsfe/support
9: http://buendnis-freie-bildung.de/
10: http://buendnis-freie-bildung.de/
11: https://digitalegesellschaft.de/
12: https://freifunk.net/
13: https://okfn.de/
14: https://www.wikimedia.de/wiki/Hauptseite
15: https://fsfe.org/news/2017/news-20170829-01
== About the Free Software Foundation Europe ==
Free Software Foundation Europe is a charity that empowers users to
control technology. Software is deeply involved in all aspects of our
lives; and it is important that this technology empowers rather than
restricts us. Free Software gives everybody the rights to use,
understand, adapt and share software. These rights help support other
fundamental freedoms like freedom of speech, press and privacy.
The FSFE helps individuals and organisations to understand how Free
Software contributes to freedom, transparency, and self-determination.
It enhances users' rights by abolishing barriers to Free Software
adoption, encourage people to use and develop Free Software, and
provide resources to enable everyone to further promote Free Software
in Europe.
http://fsfe.org