= 38 Organisationen fordern Recht auf Zugang und Wiederverwendung von Hardware =
[ Online lesen: https://fsfe.org/news/2022/news-20220427-01.de.html ]
Die FSFE veröffentlicht einen an die EU Gesetzgeber gerichteten und von
38 Organisationen und Unternehmen mitgezeichneten offenen Brief, in dem
sie das universale Recht fordert jede Software auf jedem Gerät zu
installieren. Dieses Recht dient der Wiederverwendbarkeit und
Langlebigkeit unserer Geräte.
Im Zuge mehrerer Legislativvorschläge ist die Europäische Union dabei,
die aktuellen Ökodesign-Kriterien für Produkte innerhalb der EU neu zu
definieren. Darunter finden sich beispielsweise die Initiative für
nachhaltige Produkte, die Circular Electronics Initiative und eine
Initiative um das Recht auf Reparatur. Ziel der Neuregulierung ist eine
Verlängerung der Nutzungszeit von Hardware und Fortschritte zu Gunsten
einer zirkulären Nutzung elektronischer Geräte. Die aktuellen
Vorschriften zum Ökodesign stammen aus dem Jahr 2009 und enthalten
keinerlei Kriterien bezüglich der Art und der Lizenzierung von Software
als einem wichtigen Faktor für die Nachhaltigkeit elektronischer
Produkte. Dabei beeinflusst Software direkt, wie lange Verbraucherinnen
und Verbraucher ihre Geräte weiterhin verwenden können.
Nutzerinnen und Nutzer, die ihre Geräte länger benutzen oder ihre
Hardware auf kreative Weise wiederverwenden möchten, werden heutzutage
durch eine Vielzahl an Software-Barrieren daran gehindert: von der
allgemeinen Obsoleszenz zu einem überraschenden Ende des Supports, von
der Ersatzteilserialisierung bis zum gesperrten Bootloader. Die meisten
künstlichen Einschränkungen der Weiternutzung und Wiederverwendung von
Hardware wird eigentlich durch Software auferlegt. Oft können weder
Verbraucherinnen und Verbraucher, noch professionelle Drittanbieter
diese Barrieren überwinden. Das fängt bereits mit den
Nutzungseinschränkungen proprietärer Softwarelizenzierung an. Freie-
Software-Lizenzen hingegen lösen viele dieser Problematiken auf. Diese
werden damit essenziell wichtig für ein umweltfreundliches Design
elektronischer Produkte und die Nachhaltigkeit unserer Hardware; das ist
die Kernbotschaft eines Offenen Briefes, der heute von der Free Software
Foundation Europe veröffentlicht und von 37 europäischen Organisationen
und Unternehmen mitgezeichnet ist [1].
Unter den Erst-Unterzeichnenden finden sich große Reparaturbündnisse,
beispielsweise die Europäische Recht-Auf-Reparatur-Kampagne, der Runde
Tisch Reparatur und das Netzwerk Reparatur Initiative - die zusammen
bereits Hunderte von Initiativen und Verbände der europäischen
Reparaturbranche repräsentieren. Gemeinsam mit iFixit, Fairphone,
Germanwatch, Open Source Business Alliance, Wikimedie DE,
Digitalcourage, European Digital Rights Initiative und weiteren, fordert
die Allianz von insgesamt 38 Organisationen die europäischen Gesetzgeber
auf, eine nachhaltigere digitale Wirtschaft zu gestalten indem
Nutzerinnen und Nutzer das Recht auf die freie Wahl von
Betriebssystemen, Software und Dienstleistungen zugesprochen wird. Der
Brief unterteilt dieses Recht dazu in vier Kernforderungen:
=== Das universelle Recht, jede Software auf jedem Gerät zu installieren ===
Nutzerinnen und Nutzer besitzen das universelle Recht, jedes
Bestriebssystem und jede Software auf all ihren Geräten zu installieren
und entwickeln zu können. Juristische, technische oder andere Maßnahmen,
welche eine Wiederverwendung dieser Geräte zu jeglichem Zweck
einschränken, sind nicht erlaubt.
=== Freie Wahl des Online-Diensteanbieters ===
Die Verwendung bestimmter Hardware darf nicht zugleich vorschreiben,
welche Online-Dienste dafür verfügbar sind. Eine Verpflichtung für
Online-Dienste zur Verwendung Offener Standards soll Nutzerinnen und
Nutzer stattdessen in die Lage versetzen, aus verschiedenen Online-
Diensten auszuwählen. Das beinhaltet die Dienste verschiedene Hersteller
sowie selbst gehostete Dienste und jegliche Dienste, die durch
Drittparteien gehostet werden.
=== Interoperable und kompatible Geräte ===
Die Verwendung bestimmter Hardware darf nicht bestimmen welche andere
Hardware zu kaufen sei, nur um die Geräte miteinander vernetzen zu
können. Hersteller müssen alle Daten welche notwendig sind um ein Gerät
vollständig zu betreiben in Offenen Standards anbieten und damit die
Interoperabilität ihrer elektronischen Geräte gewährleisten. Künstliche
Inkompatibilität von Geräten darf nicht erlaubt sein.
=== Veröffentlichung des Quellcodes von Treibern, Tools und Schnittstellen ===
Nutzerinnen und Nutzer haben das Recht jegliche Komponenten ihrer Geräte
zu reparieren, zu ersetzen, oder anderweitig wieder zu verwenden. Das
erfordert, dass Nutzerinnen und Nutzer den Quellcode für alle
notwendigen Treiber, Tools und Schnittstellen für das Gerät und all
seiner Komponenten zur freien Verfügung haben. Hersteller müssen dazu
den Quellcode von Treibern, Tools und Schnittstellen jeglicher
Komponenten der Hardware eines Gerätes unter einer Freien-Software-
Lizenz veröffentlichen.
Die Erstunterzeichnenden dieses Offenen Briefes bilden eine Allianz aus
verschiedenen Zivilgesellschaftlichen Organisationen aus dem Umwelt-,
Wirtschafts- und Technologiesektor. Genauso werden diese Forderungen
auch von zahlreichen Firmen unterstützt, die damit zeigen, dass eine
nachhaltige digitale Gesellschaft und wirtschaftlicher Wachstum kein
Widerspruch sind. Die Liste der Erstunterzeichnenden in alphabetischer
Reihenfolge ist:
1. /e/ Foundation
2. Associação Nacional para o Software Livre (ANSOL)
3. European Open Source Business Association (APELL)
4. Back Market
5. Barcelona Free Software Group
6. Citizen D
7. Deutscher Naturschutzring
8. Digitalcourage
9. Digitale Gesellschaft CH
10. Document Foundation
11. Environmental Coalition on Standards
12. Epicenter.works
13. European Digital Rights (EDRi)
14. Elektronisk Forpost Norge
15. European Right to Repair Campaign (repair.eu)
16. Fairphone
17. Forum InformatikerInnen für Frieden und gesellschaftliche
Verantwortung e.V. (FifF)
18. Free Software Foundation Europe (FSFE)
19. Germanwatch
20. Greek Open Technologies Alliance (GFOSS)
21. Heinlein Support
22. iFixit
23. KDE
24. Mailbox.org
25. Mouvement Ecologique
26. Naturschutzbund Deutschland (NABU)
27. Netzwerk Reparatur Initiativen
28. Nextcloud
29. Nitrokey
30. Norwegian Unix User Group
31. Oekozenter Pafendall
32. Open Kowledge Foundation DE
33. OPNTEC
34. Open Source Business Alliance (OSBA)
35. Runder Tisch Reparatur
36. Shift
37. Vrijschrift
38. Wikimedia DE
1: https://fsfe.org/activities/upcyclingandroid/openletter.de.html
== Über die Free Software Foundation Europe ==
Die Free Software Foundation Europe ist ein gemeinnütziger Verein, der
Menschen im selbstbestimmten Umgang mit Technik unterstützt. Software
beeinflusst sämtliche Bereiche unseres Lebens. Es ist wichtig, dass
diese Technik uns hilft, statt uns einzuschränken. Freie Software gibt
allen das Recht, Programme für jeden Zweck zu verwenden, zu verstehen,
zu verbreiten und zu verbessern. Diese Freiheiten stärken andere
Grundrechte wie die Redefreiheit, die Pressefreiheit und das Recht auf
Privatsphäre.
Die FSFE hilft Menschen und Organisationen dabei, zu verstehen, wie
Freie Software zu Freiheit, Transparenz und Selbstbestimmung beiträgt.
Sie stärkt Nutzerrechte, indem sie Hürden für den Einsatz Freier
Software beseitigt, ermutigt Menschen zum Einsatz und zur Entwicklung
Freier Software, und stellt Ressourcen für alle bereit, die Freie
Software in Europa voranbringen wollen.
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